Ist eine Operation wirklich notwendig?

Es ist zunächst für viele Patienten eine sehr unangenehme Diagnose: Eine Operation ist nicht nur mit gewissen Risiken und Aufwand verbunden, sondern ist aus Patientensicht auch oftmals mit vielen Bedenken und Sorgen verknüpft. Nicht zu Unrecht wie Studien zeigen. Laut Experten ist jede dritte durchgeführte Operation im orthopädischen Bereich nicht notwendig. Gerade bei einem betroffenen Knie- oder Hüftgelenk wird oftmals vorschnell eine Entscheidung zugunsten einer Operation getroffen und ein künstliches Gelenk eingesetzt.

Häufig wird alleine auf Basis des Röntgenbildes zu einer Operation geraten. Das verunsichert gerade bei großen Eingriffen viele Patienten. Priv.-Doz. Dr. med. habil. Johannes Schauwecker vom Orthopädie Zentrum München Ost (OZMO) rät deswegen zweifelnden Patienten sich in diesem Fall die Zweitmeinung eines weiteren Arztes einzuholen. Solange dies bei einem Arzt mit Erfahrung in dem relevanten Fachgebiet stattfinde, habe eine weitere Diagnose viele Vorteile. „Dann kann sie eine Fehldiagnose vermeiden oder beim Patienten auch einfach Zweifel ausräumen und ein besseres Gefühl verschaffen“, sagt Schauwecker.

Ganz entscheidend bei dem Urteil, ob eine Operation notwendig ist oder nicht, sei auch der Leidensdruck des Patienten, so Schauwecker. Ist dieser noch nicht sehr hoch und es bestehen weitere, nicht-operative Therapiemöglichkeiten, kann eine Operation unnötig sein. Ebenso spielen das Alter und die künftige Bewegung des zu operierenden Gelenks eine Rolle bei der Entscheidung.

Nach dem 2015 vom Bundestag verabschiedeten Versorgungsstärkungsgesetz, hat inzwischen jeder Behandelte das Recht auf die Herausgabe aller Ergebnisse und Unterlagen seines Erstbefundes. Mit diesen Ergebnissen kann der Patient daraufhin zu einem weiteren Facharzt gehen um sich eine zweite Meinung einzuholen ohne erneut alle Untersuchungen durchführen zu müssen. Das Recht auf eine Zweitmeinung gilt allerdings nur bei planbaren und mengenanfälligen Eingriffen. Gemeint sind hierbei Eingriffe, deren Zahl in Deutschland auffällig steigt und bei welchen nicht auszuschließen ist, dass finanzielle Motive hinter der Empfehlung für eine Operation stehen. Im Feld der Orthopäde hat ein Patient zumeist im Fall von Rücken-, Knie- und Hüftoperationen das Recht auf Zweitmeinung.